Berlin, 17. Februar 2022 – Höherwertige Geräte, steigendes Datenvolumen und Investitionen in den Netzausbau: Der deutsche Markt für Smartphones, Apps, mobile Telekommunikationsdienste und Mobilfunkinfrastruktur wächst 2022 voraussichtlich auf 36,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr (36,2 Milliarden Euro) ist das eine Steigerung um 1,8 Prozent. Das ergeben aktuelle Berechnungen des Digitalverbands Bitkom. Die Verbreitung von Smartphones hat 2022 einen neuen Höchstwert erreicht. Nach einer repräsentativen Bitkom-Befragung nutzen 83 Prozent der Menschen in Deutschland ab 16 Jahren ein Smartphone. Das entspricht 57,4 Millionen Nutzerinnen und Nutzern. „Die Faszination für Smartphones ist so groß wie nie. Sie informieren und unterhalten uns, steigern unsere Produktivität und unterstützen uns in vielen Lebenslagen. Smartphones stehen für Innovation und Wachstum. Das zeigt eindrucksvoll das milliardenschwere Ökosystem aus Geräten, Apps, Diensten und Netzinfrastruktur“, sagt Bitkom-Präsidiumsmitglied Markus Haas. Das bestätigen auch die Umfrageergebnisse. Für nahezu alle Nutzerinnen und Nutzer (96 Prozent) sind Smartphones eine große Erleichterung im Alltag. Neun von zehn (90 Prozent) können sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. Dabei ist fast die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer auf Achtsamkeit bedacht. So haben 45 Prozent feste Orte oder Zeiten festgelegt, an denen sie ihr Smartphone bewusst nicht benutzen. Und jede und jeder Siebte (15 Prozent) kontrolliert die Bildschirmzeiten.
Das Wachstum im Markt rund um das Smartphone wird durch Investitionen in die Netzinfrastruktur und steigende Umsätze mit Telekommunikationsdiensten getrieben. Sprach- und Datendienste machen mit 20,6 Milliarden Euro den größten Anteil aus. Das Segment wächst in diesem Jahr voraussichtlich um 1,6 Prozent. Noch stärker nehmen die Investitionen der Netzbetreiber in die mobile Infrastruktur zu, die 2022 um 2,5 Prozent auf 2 Milliarden Euro steigen werden. Hinzu kommen die Aufwendungen für Frequenzen, Gebäude und Bauarbeiten, die nicht eingerechnet sind.
Mit den Smartphones selbst sollen 10,9 Milliarden Euro umgesetzt werden. Das ist ein leichter Rückgang um 1,5 Prozent im Vergleich zu 2021, als 11,0 Milliarden Euro Umsatz erzielt wurden. Auch der Absatz ist rückläufig. 2022 werden mit 19,7 Millionen Geräten 3,9 Prozent weniger Smartphones verkauft als im Vorjahr mit 20,4 Millionen. Dies ist laut Bitkom zumindest teilweise auf die Chipkrise und Lieferengpässe bei Bauteilen zurückzuführen. Deutlich zu legt dagegen der Durchschnittspreis pro Gerät. Kostete ein Smartphone 2021 im Schnitt noch 539 Euro, sind es 2022 schon 553 Euro – ein Plus von 2,6 Prozent. Haas: „Der Trend geht eindeutig zu hochwertigen, besonders leistungsfähigen und weniger reparaturanfälligen Geräten.“ Mit Abstand am dynamischsten entwickelt sich der App-Markt. Der Umsatz mit mobilen Anwendungen steigt um 15,0 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. „Der Trend zu höherpreisigen Geräten kann den Absatzrückgang weitgehend kompensieren“, sagt Haas. „Das gesamte Ökosystem bietet noch viel Potenzial, wie das rasante Wachstum im App-Markt deutlich macht. Dazu kommt, dass die Netze immer besser und schneller werden und die Konnektivität im Internet of Things weiter zunimmt.“
Neben der Qualität steht auch die Aktualität der Hardware hoch im Kurs. Die meisten der derzeit verwendeten Geräte sind dementsprechend neu. Sechs von zehn (60 Prozent) haben ihr Smartphone innerhalb der vergangenen zwölf Monate gekauft. Ein Fünftel (22 Prozent) hat Geräte im Alter von 13 bis 24 Monaten im Einsatz. 8 Prozent nutzen Smartphones im Alter von zwei bis drei Jahren, weitere 8 Prozent haben ältere Geräte. „Der Wunsch nach aktuellen Smartphones mit der besten Technik ist groß. Aber im Vergleich zu den Vorjahren werden die Geräte im Durchschnitt etwas später ausgetauscht. Die Verbraucherinnen und Verbraucher geben im Zweifel lieber mehr Geld aus, um sicherzugehen, dass sie länger etwas von ihren Geräten haben“, sagt Haas. In dem Zusammenhang spielen auch Ressourcenschonung und Müllvermeidung eine zunehmend große Rolle. Nachhaltigkeit ist beim Smartphone-Kauf für 96 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer wichtig. Außerdem wird vor allem auf ein gutes Display, lange Akkulaufzeit, eine gute Verarbeitungsqualität und die langfristige Versorgung mit Updates geachtet. Beim Display geht es besonders um Robustheit (96 Prozent) und die Darstellungsqualität (90 Prozent), auch die Größe ist für die Mehrheit wichtig (80 Prozent). Beim Akku sind Laufzeit (92 Prozent) und drahtloses Laden (78 Prozent) bedeutende Kaufkriterien. Mitentscheidend ist auch die Foto- und Videofunktion, denn Kameraqualität (76 Prozent) und die Anzahl der Kameralinsen (70 Prozent) sind für die Mehrheit bei einer Neuanschaffung wichtig. Allgemein achten nahezu alle (95 Prozent) auf die Verarbeitungsqualität. Auch die langfristige Versorgung mit Software-Updates (86 Prozent) hat Priorität, genauso wie die Marke (60 Prozent). Konkret nach der Markentreue gefragt, ist das Urteil eindeutig: Drei von vier Nutzerinnen und Nutzern (76 Prozent) sagen, dass sie beim Kauf eines neuen Smartphones ihrer Marke treu bleiben.
Die Bereitschaft, für ein neues Smartphone mehr Geld auszugeben, nimmt zu. Im Durchschnitt wollen Nutzerinnen und Nutzer für ihr nächstes Endgerät 232 Euro ausgeben. Das sind 32 Euro beziehungsweise 16 Prozent mehr als im Vorjahr. 14 Prozent sind bereit, 300 bis 499 Euro zu investieren. Lediglich 11 Prozent wollen 500 Euro und mehr bezahlen. 28 Prozent möchten dagegen weniger als 100 Euro ausgeben. Haas: „Die niedrigen Wunschpreise erklären sich durch die attraktive Kombination aus Gerätefinanzierung und Mobilfunkvertrag. Die Begrenzung der Vertragslaufzeiten durch den Gesetzgeber setzt dieses Preismodell unter Druck, was preisbewusste und weniger zahlungskräftige Verbraucherinnen und Verbraucher belasten könnte.“
Der Gedanke, ihr Smartphone in andere Hände zu geben, ist für viele Nutzerinnen und Nutzer unangenehm. Jede und jeder Vierte (26 Prozent) würde niemandem Zugriff auf das private Smartphone gewähren. Selbst bei Verwandten und im Freundeskreis ist die Zurückhaltung groß. Vier von zehn (38 Prozent) würden den eigenen Kindern Zugriff gewähren, 36 Prozent der (Ehe-)Partnerin beziehungsweise dem (Ehe-)Partner. Freundinnen und Freunden würden drei von zehn (29 Prozent) Zugriff gewähren, den eigenen Eltern dagegen nur jede und jeder Sechste (17 Prozent). 9 Prozent würden das Smartphone Arbeitskolleginnen und -kollegen anvertrauen, nur 7 Prozent einer fremden Person, etwa um einen Anruf zu tätigen. „Auf dem Smartphone sind sensible Nachrichten, persönliche Daten und Fotos und Videos gespeichert. Es gehört für viele zur Privatsphäre, ähnlich wie eine Brief- oder Handtasche. Selbst gegenüber dem engsten Umfeld haben viele Bauchschmerzen, ihr Gerät aus der Hand zu geben“, sagt Haas.
Beim Datendurchsatz in den Mobilfunknetzen setzt sich das kräftige Wachstum der vergangenen Jahre fort. Entsprechend groß ist der Bedarf an Datenvolumen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Nutzerinnen und Nutzer gibt an, dass das monatliche Inklusivvolumen nicht ausreiche. Demgegenüber sagen nur 3 Prozent, dass ihr Vertrag mehr Volumen beinhaltet als benötigt. Die meisten haben einen Vertrag mit 1 bis 3 Gigabyte (23 Prozent) oder 3 bis 5 Gigabyte (21 Prozent) Inklusivvolumen. Ein Fünftel (19 Prozent) hat mehr als 5 Gigabyte zur Verfügung, ein Achtel (12 Prozent) surft unbegrenzt im Mobilfunknetz. „Die deutschen Mobilfunknetze werden immer zuverlässiger und ermöglichen immer höhere Geschwindigkeiten. Gleichzeitig steigt das Angebot attraktiver Anwendungen und Dienste, etwa auch mobil Videos on demand zu schauen. Je intensiver das mobile Internet genutzt wird, desto größer ist der Bedarf an Datenvolumen.“
Die Anforderungen der Verbraucherinnen und Verbraucher an die Mobilfunknetze nehmen zu. Bei der Auswahl des Mobilfunkanbieters werden hohe Ansprüche gestellt. Nahezu alle Nutzerinnen und Nutzer (98 Prozent) wünschen jeweils eine möglichst hohe Netzabdeckung und einen möglichst guten mobilen Empfang am Wohnort. Neun von zehn (91 Prozent) ist schnelles Surfen wichtig. Dabei ist die Preissensibilität hoch. 93 Prozent wollen trotz hoher Ansprüche möglichst wenig bezahlen. Sieben von zehn (69 Prozent) achten auf ein attraktives Angebot mit Smartphone inklusive. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) legt bei der Netzauswahl Wert auf ein attraktives Kombiangebot, etwa mit Festnetz- beziehungsweise Fernsehanschluss. Auch weiche Auswahlkriterien spielen eine Rolle. Sieben von zehn (69 Prozent) achten auf den Standort des Netzbetreibers. Zwei Drittel (67 Prozent) bevorzugen einen Unternehmenssitz in Deutschland. Auch soziales Engagement (66 Prozent), Kundenservice (65 Prozent), Klimaneutralität (60 Prozent) und Umweltengagement (59 Prozent) spielen eine Rolle bei der Anbieterauswahl. „Bei der Gestaltung von Angeboten und Verträgen brauchen die Mobilfunkanbieter eine möglichst große Flexibilität, um die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher so umfassend wie möglich zu erfüllen. Trotz viel gutem Willen beim Verbraucherschutz appellieren wir daher an die Politik, dass es auch weiterhin ausreichend Spielraum für eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichen Tarifen und Angeboten geben muss“, sagt Haas.
Für die nähere Zukunft kann sich kaum jemand vorstellen, dass Smartphones aus dem Alltag verschwinden. Gefragt nach dem Szenario bis 2030, erwarten neun von zehn Nutzerinnen und Nutzern (91 Prozent), dass die Bedeutung des Smartphones weiter zunehmend wird. Drei Viertel (77 Prozent) denken, dass das Smartphone zusätzliche Funktionen übernehmen wird. Dagegen glauben nur drei von zehn Nutzerinnen und Nutzern, dass das Smartphone durch Datenbrillen (31 Prozent) oder Smartwatches (28 Prozent) ersetzt wird. 13 Prozent können sich vorstellen, dass intelligente Sprachassistenten Smartphones ablösen. Und nur 3 Prozent gehen davon aus, dass Smartphones durch Chips ersetzt werden, die in den Körper implantiert sind.
Herausragende Bedeutung für das Ökosystem rund um Smartphones haben die Mobilfunknetze. Sie werden derzeit weiter ausgebaut und verbessert. An mehr als 1.000 Standorten kommen Ausbauvorhaben für Mobilfunkanlagen jedoch nicht voran, viele Verfahren ziehen sich über mehr als zwei Jahre. Dies hat verschiedene Ursachen: schwierige Standortsuchen, langwierige Genehmigungsverfahren und fehlende Akzeptanz bei politischen Entscheidungsträgern oder der Bevölkerung vor Ort. Um den Netzausbau zu beschleunigen, schlägt Bitkom einen Pakt für Entbürokratisierung und Beschleunigung vor. Die konkreten Vorschläge finden sich in unserem Positionspapier "Entbürokratisierungs- und Ausbaubeschleunigungspakt für die Gigabit-Republik Deutschland".
Die Marktprognosen basieren auf Daten des Marktforschungsinstituts IDC und Berechnungen von Bitkom Research. Grundlage der Angaben zur Nutzung von Smartphone und Mobilfunk ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Im Januar und Februar 2022 wurden dafür 1.002 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 16 Jahren befragt.